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Minus Mal Minus Ist Plus

"Ich kenne Leute, die nicht begreifen können, daß Null übrig bleibt, wenn man von Null Vier wegnimmt" Blaise Pascal

17.09.2020

Sehr geehrter Monsieur Pascal,

auch wenn sie heute schon lange tot sind, leben Ihre Errungenschaften in der Mathematik weiter. Die Welt hat ein Gedächtnis und so wird man sich auch in Zukunft an Ihre Worte erinnern. Viele davon werden weiterhin Zustimmung finden und viele andere nicht.

Ich kann Ihnen zustimmen. Zustimmen, dass ich aus Nichts, nichts machen kann. Denn wenn ich Null Pferde im Stall habe, kann ich nicht vier Pferde auf die Weide bringen, um dann mit minus vier Pferden im knöchelhohen Gras zu stehen. Das ist wahr. Und das zeigt uns auch die Mathematik, denn sie ist logisch.

Nun, was wäre aber, wenn ich Ihnen sagen würde, dass wir auf diese Weise unser Wissen beschränken? Wir können nie die Mathematik im Ganzen erfassen, wenn wir unser Denken begrenzen.

Also lassen Sie uns eine Wette abschließen.

Wenn wir annehmen, es gebe eine Zahl kleiner als Null. Was könnte diese Zahl beschreiben und was könnte sie in Bezug auf unser vorheriges Pferde Beispiel bedeuten?

Ich verliere in unserer Wette vier Pferde, die mir nicht gehören, die Pferde eines Freundes vielleicht. Damit bin ich nun in der Schuld dieses Freundes. Ich schulde ihm vier Pferde.

In diesem Sinne könnte ich wohl eine 4 nehmen und symbolisch ein Minus vor diese Zahl schreiben, um Schulden auszudrücken.

Ich habe meine Wette verloren und wenn sie mein Wettgegner sind, dann haben sie nun 4 Pferde gewonnen.

Ich kann auch ausgehend vom Erdboden die Meter, bis zum Himmel zählen und alles unter dem Erdboden, Richtung Erdmitte, was mich weiter vom Himmel entfernt, als negative Zahlen beschreiben.

Philosophieren wir ein wenig darüber, wird es uns von selbst klar, die negativen Zahlen sind nichts als ein Konstrukt, um die Welt beschreiben zu können. Ein Konstrukt wie die Mathematik selbst. Wir können es akzeptieren oder es ignorieren, so wie Sie es tun. Das entscheidet jeder selbst. Aber wenn wir uns nicht für Akzeptanz, sondern Ignoranz entscheiden, können wir nie den nächsten Schritt gehen. Wir werden nicht erfahren, dass nach den negativen Zahlen, die gebrochen Zahlen folgen, schließlich die Reellen, die Zahlen wie Pi, die unendlich lange Nachkommastellen besitzen und deren Ende noch Niemand zu seinen Lebzeiten entdeckt hat.

Wir können weitere Schritte vorwärts und auch rückwärts gehen, uns mittlerweile gedanklich in Sphären bewegen, die vorher kaum für möglich gehalten wurden. Wir können weiter lernen und uns die Welt der Zahlen zur Hilfe nehmen und wir werden doch immer wieder zu dem Einen zurückfinden. Die Erde auf der wir leben ist beseelt. Wir können sie mittlerweile nahezu komplett verrechnen, aber immer noch nicht im Ganzen verstehen. Die Welt hat ein Gedächtnis und wir tragen mit unseren Erfahrungen dazu bei, dass sich dieses Gedächtnis erhält.

Wir sind das Lebenswerk dieser Erdenwelt, wir können nicht Nichts werden. Gehen wir also jeden neuen Morgen einen Schritt nach vorn und gestalten wir, mit unseren unzähligen Möglichkeiten, unsere schönste Zukunft.

Sur ce, au revoir!

 

17.09.1657

Sehr verehrte Mademoiselle,

Man kann nicht verlieren oder verspielen was man nicht besäße. Insofern ist ihre Prämisse falsch. Ansonsten wurde es mir in meinem Grab ganz warm eingedenk dieser liebevollen Zuwendung ihrerseits.

Herzlichst,
Ihr Blaise Pascal

Diese eine Idee

BlickwinkelLetztendlich haben wir all das, was wir tun, schon längst vorher entschieden. Ich mag diesen Satz. Das kann Tage vorher sein oder Wochen und Jahre.
Und das stammt aus der neusten Gehirnforschung.

Nicht alles was uns unmittelbar vor einer Entscheidung, als Idee durch den Kopf schießt, ist ein Abbild dessen, was wir uns gerade überlegt oder ausgedacht haben. Den Auslöser haben wir vielleicht lange vordem gedrückt. Ist das so? Und ich denke darüber nach.

Habe ich als Kind in unserer Dunkelkammer entschieden, hier an genau dieser Stelle weiterzumachen, an der mein Vater vor einer Weile seine Sachen packte und sein Fotolabor auflöste? Mein Leben ist also eine einzige Entwicklung von Material, das längst belichtet, aber eben nun noch auf seine Kreation wartet?

Wie auf einer Filmrolle das Negativ.

Wir entscheiden uns, wie wir all das bearbeiten, dass uns wie eine dieser kurzfristigen Ideen vorkommt, die den Moment davor erstmalig erscheinen. Aber all das war längst da und liegt mitunter Jahre zurück.

Diese eine hier von mir trägt Flügel und ich bin dafür ausgebildet worden.

Aber es ist noch anders.

Ich habe mich selbst entwickelt, um diese Idee- die ich von mir hatte, als ich klein war -wirklich zu werden.

Denn es gab sie schon, bevor ich sie denken konnte.